Literaturpreise gibt es bekanntlich viele, aber nur wenige sind so renommiert und einzigartig wie der Literaturpreis des Nordischen Rates. Seit fast 60 Jahren wird das beste nordische Buch des Jahres gekührt, ausgewählt aus Einreichungen aus allen fünf nordischen Ländern und – das ist das Besondere – aus acht Sprachen: Dänisch, Färöisch, Finnisch, Grönländisch, Isländisch, Norwegisch, den samischen Sprachen und Schwedisch. Wie aber soll eine, sagen wir, norwegische Jurorin ein färöisches Buch beurteilen? Und welchen Einfluss hat ein solcher Preis auf das eigene Schreiben? Und warum hat eigentlich noch nie ein Theaterstück den Preis gewonnen?
Diese und noch viele weiteren Fragen beantworten die Journalisten Beatrice Faßbender und Ulrich Rüdenauer, die diese Folge im Auftrag der Nordischen Botschaften gestaltet haben. Gesprochen haben sie dafür etwa mit der Jury-Vorsitzenden Ane Farsethås, einem Literaturwissenschaftler und drei Preisträgern und Preisträgerinnen aus früheren Jahren: Merethe Lindstrøm, Sofi Oksanen und Sjón. Sie stellen weitere ausgezeichnete Bücher vor (von Jonas Eika und Sara Stridsberg) und, natürlich, die Preisträgerin von 2020, Monika Fagerholm.
»Es ist ein wirklich nordischer Preis – ist man nominiert, nimmt man sich als nordischer Autor wahr«, sagt der Isländer Sjón im Interview. Sein Roman »Schattenfuchs« gewann 2005 und wurde anschließend in rund 30 Sprachen übersetzt. »Das hat mit den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern zu tun, die zum Besten gehören, was die Region literarisch zu bieten hat. Das eigene Buch wird automatisch im Kontext der nordischen Literatur der letzten 50, 60 Jahre gelesen.« Und dann erzählt er, wie ihm im Traum sechs Raben verrieten, dass er den Preis gewinnen würde …
Ausführlich erwähnte Bücher:
»Nach der Sonne« von Jonas Eika (»Efter solen«, aus dem Dänischen von Ursel Allenstein, Hanser Berlin Verlag)
»Vem dödade Bambi« von Monika Fagerholm (wird auf Deutsch im Residenz Verlag erscheinen)
»Tage in der Geschichte der Stille« von Merethe Lindstrøm (»Dager i stillhetens historie«, aus dem Norwegischen von Elke Ranzinger, Verlag Matthes und Seitz Berlin)
»Fegefeuer« von Sofi Oksanen (»Puhdistus«, aus dem Finnischen von Angela Plöger, Verlag Kiepenheuer und Witsch)
»Schattenfuchs« von Sjón (»Skugga-Baldur«, aus dem Isländischen von Betty Wahl, S. Fischer Verlag)
»Traumfabrik« von Sara Stridsberg (»Drömfakulteten«, aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein, S. Fischer Verlag)
Musik von Nils Landgren Funk Unit (»Yo-Yo«), Otis Sandsjö (»Abysmal«) und Center of the Universe (»Flash Forward«).