Tone Avenstroup präsentiert die Dichterin Gunvor Hofmo
In der Reihe »Unknown Pleasures« im ausland
Zu der Reihe »Unknown Pleasures« sind fünf Lyrikerinnen und Lyriker eingeladen, enthusiastische Lektüren ihrer Wahl zu präsentieren: Sie stellen verstorbene europäische Dichter und Dichterinnen des 20. Jahrhunderts vor, die im deutschsprachigen Raum noch kaum oder gar nicht bekannt sind.
Eröffnet wird die Reihe von der Lyrikerin Tone Avenstroup und dem Literaturwissenschaftler Gregor Gumpert mit einem Abend über die norwegische Dichterin Gunvor Hofmo (1921-1995).
»›Sängerin der Dunkelheit‹ wird Gunvor Hofmo oft genannt, das hat mich immer interessiert: Wo kommt das Dunkle her? Die norwegische Lyrikerin hat eine Stimme der Nacht. Viel geschrieben hat sie, voller Pathos und Einsamkeit, bevor sie 16 Jahre lang verstummte – als schizophren diagnostiziert, in ständigem Dialog mit ihrer ›Zwillingsseele‹. Ihre enge Freundin Ruth Maier wurde 1942 deportiert und in Auschwitz umge- bracht. Hofmo war Zeugin einer Zeit, die man heute gern vergessen möchte.
1946 debütierte sie mit dem Band ›Ich möchte nach Hause zu den Menschen‹. Das ist ihr ›Schrei nach Wirklichkeit‹, sagt Hofmos Biograph Jan Erik Vold über die Außenseiterin. Ihre Lyrik ist untypisch für das Norwegische.
Kennengelernt habe ich zuerst ihr letztes Buch ›Epilog‹, das 1994 erschien und mich sehr beeindruckt hatte. Diese Begegnung findet nun eine Fortsetzung – durch das Übersetzen kommt man den Übersetzten näher.« Tone Avenstroup
Die Lyrikerin Tone Avenstroup wurde 1963 in Oslo geboren und lebt seit 1990 in Berlin, wo sie auch als Regisseurin, Performerin und Übersetzerin tätig ist. Sie hat Theater- und Literaturwissenschaft an der Universität in Bergen und an der Humboldt-Universität in Ostberlin studiert, war Mitbegründerin des Theater- und Performancekollektivs BAKTRUPPEN und mehrere Jahre lang Redaktionsmitglied der Zeitschrift Gegner (BasisDruck Verlag). Als Produzentin zahlreicher intermedialer Formate arbeitete sie mit Musikern und bildenden Künstlern zusammen. Ihre norwegisch-deutsche Lyrik erscheint im Verlag Peter Engstler, zuletzt der Band »november im schlaf« (2019). Mit Bert Papenfuß hat sie Gedichtbände von Terje Dragseth und Øyvind Rimbereid aus dem Norwegischen übersetzt. Die Übersetzungen von Gunvor Hofmos Lyrik erarbeitet sie zusammen mit Stefan Döring.
Gregor Gumpert (Moderation) ist Literaturwissenschaftler und Antiquar. Er hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Skandinavistik und Philosophie in Kiel, Oslo und Berlin studiert und war nach seiner Habilitation Gastprofessor an verschiedenen Universitäten. Er hat literarische Anthologien zu verschiedenen Regionen herausgegeben und betreibt ein Antiquariat mit den Sammelgebieten Architektur, Kunst, Philosophie und Literatur.
Foto: Gunvor Hofmo 1946, photographer unknown, archive of Gyldendal Norsk
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Karten 5 €