Bergman + Vinge / Müller beim Theatertreffen
»Nationaltheater Reinickendorf« und »Herr der Dämonen«
»Nationaltheater Reinickendorf«
von Vegard Vinge / Ida Müller
Diese zum Theatertreffen eingeladene Produktion kann aus terminlichen Gründen nicht aufgeführt werden. Das Haus der Berliner Festspiele zeigt eine Dokumentation.
Eintritt frei. Ab 18 Jahre.
Kann man die Welt noch einmal schaffen und ihr dabei seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken? Mit dem »Nationaltheater Reinickendorf« hat das Künstler/innenduo Vegard Vinge (NO) und Ida Müller seine Arbeit an diesem Großprojekt um einige Riesenschritte weitergetrieben.
In dem von ihnen erbauten Theatergebäude in einer Reinickendorfer Lagerhalle, umstellt vom »Dramaturgentunnel«, der die eigenen Inspirationsquellen nachzeichnet, und der popkulturellen »Panini-Kathedrale«, finden die Beiden und ihr Ensemble mit der obsessiven Überformung durch Comic-Masken, gemalte Kulissen, Voiceover-Akustik, serielle Strukturen und Publikumspartizipation nicht nur Verbindungen zwischen kanonischen Werken wie »Hamlet«, »Baumeister Solness« und »Tosca«. Vinge agiert dazu auch konsequent die Urszene der eigenen schöpferischen Tätigkeit im Freudianischen Sinne aus. Mit anderen Worten: Es ist jede Menge persönliche Scheiße im Spiel, als konkrete Handlung und Selbstreflexion in einem Gesamtkunstwerk der Besessenheit, dessen Widersprüche das Publikum bis in den Morgen fesseln.
»Ingmar Bergman – Herr der Dämonen«
Dokumentarfilm, 60 Min.
Mittwoch, 9. Mai, 20.30 Uhr
Eintritt frei
Der schwedische Theater- und Filmregisseur Ingmar Bergman hat das Kino entscheidend geprägt. 2018 wäre er 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass lässt Henrike Sandner in ihrem Dokumentarfilm die wichtigsten Weggefährt/innen und Freund/innen des Filmemachers zu Wort kommen, darunter die Schauspielerin Liv Ullmann. Corinna Harfouch leiht dem Film als Sprecherin ihre Stimme. Zudem werden Ingmar Bergmans bedeutendste Arbeiten im Kino und auf der Bühne in Ausschnitten gezeigt, denn Bergman, der in Cannes als Bester Regisseur aller Zeiten geehrt wurde, ist nur über sein Werk zu begreifen.
Doch auch sein Privatleben spielt ein Stück weit in sein Werk hinein. Stabile Beziehungen sind selten in Ingmar Bergmans Leben und meist von kurzer Dauer. Als Vater ist er abwesend, egoistisch und rücksichtlos. Er spürt diese Schuld und kann ihr doch nichts entgegnen als die Flucht in die Fantasie. »Ich war ständig geplagt von Begierde, Furcht, Angst und schlechtem Gewissen«, so Bergman über sich selbst. Es gelingt ihm ein Stück weit mittels seiner Filme und Theaterinszenierungen, Herr der Dämonen zu werden, unter denen er leidet.
Foto: Nationaltheater Reinickendorf © Julian Röder
Haus der Berliner Festspiele
Haus der Berliner Festspiele
Schaperstraße 24
10719 Berlin
Tel. 030-25489-0
www.berlinerfestspiele.de
Das Programm des Theatertreffens 2018 finden Sie hier.