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Neopaganismus und Ideologie in Black und Death Metal
Wie extrem ist Extreme Metal?
Wie extrem ist Extreme Metal? Wie viel Satan, Germanenkult und Politik stecken im Black Metal? Geht vom Metal eine ideologische Gefahr aus?
Moderiert von Autor, Journalist und Musikexperte Jens Balzer diskutieren Reinhard Kopanski (Musikwissenschaft Uni Siegen), Nina Urholt Nielsen (Institute of Social Research Norway), Nikolai Okunew (ZZF Potsdam) sowie Lukas Rösli und Stefanie von Schnurbein (Humboldt Universität Berlin), unter anderem darüber, welche neopaganen Strömungen es inner- und außerhalb der Metal Szene gibt, was diese bedeuten und ob sich das Bild hierzulande von Nordeuropa unterscheidet.
[English text below]
Heavy Metal geht musikalisch ins Extreme. Die Opposition gegenüber gesellschaftlichem Mainstream sowie die Äthetisierung von Tod und Teufel, Nihilismus und Misanthropie gekten als wichtige subkulturelle Distinktions- und Identifikationsmerkmale des Extreme Metal.
Insbesondere mit der genannten Zweiten Welle des Black Metals in den 1990er Jahren werden eine Reihe von Kirchenbrandstiftungen und Gewalttaten, nationalistische, rassistische und nationalsozialistische Gesinnung in Verbindung gebracht, prominente Bespiele sind Verbrechen und gewaltverherrlichende Aussagen einiger Musiker wie des Norwegers Varg Vikernes. Die Skandale machten Black Metal weltweit berühmt und berüchtigt, sein radikaler Individualismus und die offenen Opposition zur Gesellschaft sind weiterhin attraktiv nicht nur für jugendliche Rebellion.
Die sich ebenfalls in den 1990er Jahren herausbildende Richtung des Pagan Metal lehnt den satanistischen Inhalt des Black Metal ab und wendet sich vorchristlichen Inhalten und dem germanischen Neuheidentum zu. In Abkehr vom Satanismus, jedoch gepaart mit völkischem, totalitärem Denken, findet der Metal eine extrem rechte ideologische Aufladung im National Socialist Black Metal NSBM.
Dieser wiederum wird vom Großteil der Black Metal-Szene abgelehnt, die den Satanismus als essentielles typologisches Merkmal des als weitestgehend unpolitisch postulierten Genres ansieht. Zudem stehe der Black Metal in diametralem Gegensatz zum Totalitären und Anti-Individualistischen des NSBM.
Ob und wie »teuflisch« und gefährlich Black und Death Metal nun sind, welche Rolle der Neopaganismus für die Subgenres und ihre ideologische Anschlussfähigkeit spielt, können Sie bei diesem Panel ergründen.
Eine Kooperation der Nordischen Botschaften Berlin mit dem Nordeuropa-Institut der Humboldt Universität Berlin.
Reinhard Kopanski (*1978) studierte Musik-, Medien- und Politikwissenschaft in Bonn. 2019 promovierte er im Fach Musikwissenschaft an der Universität Siegen, wo er von 2014 bis 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Populäre Musik und Gender Studies beschäftigt war. Danach war er als wissenschaftlicher Koordinator des internationalen Forschungsprojekts Popular Music and the Rise of Populism in Europe (VolkswagenStiftung, 2019–2022) an der Universität Oldenburg tätig. Seit August 2022 führt er an der Universität Siegen das Forschungsprojekt Musik, Religion und Politik – Konservatismus in der musikalischen Praxis evangelikaler Christ·innen in Rap, Pop und Metal (DFG, Eigene Stelle, 2022–2025) durch. Er ist assoziiertes Mitglied im Siegener Sonderforschungsbereich SFB 1472 »Transformationen des Populären« (DFG), Executive Board Member der International Society for Metal Music Studies sowie Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Popularmusikforschung (GFPM). Seine Forschungsschwerpunkte sind Musik und Politik/Gesellschaft/Religion, »Schwarze Szene« und (Heavy) Metal.
Nina Urholt Nielsen arbeitet als Forschungsstipendiatin im Fachbereich für Musiktheorie, Komposition und Musiktechnologie an der Norwegischen Musikhochschule, als Referentiun für Kommunikation an der NMH und leitet die Öffentlichkeitsarbeit am norwegischen Institute for Social Research. Sie forscht und publiziert zu norwegischem Black Metal und zu Musik und Identität, Gender und Gesellschaft.
Nikolai Okunew ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZZF in Potsdam. Er forscht dort zum medialen Wandel in Ostdeutschland nach 1990. 2021 veröffentlichte er seine Dissertation unter dem Titel »Red Metal. Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR«.
Lukas Rösli ist Juniorprofessor für skandinavistische Mediävistik am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte beinhalten die Literaturen und Kulturen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Skandinaviens mit einem dezidierten Fokus auf die Konstruktion, Rezeption und politische Instrumentalisierung der »Wikinger«, der eddischen Mythologie und des »germanischen« Nordens. Zusammen mit Dr. Nicolas Meylan (Universität Lausanne) publizierte er 2020 den Sammelband »Old Norse Myths as Political Ideologies. Critical Studies in the Appropriation of Medieval Narratives«.
Stefanie von Schnurbein ist Professorin für Neuere skandinavische Literaturen am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Publikations- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Neueren skandinavischen Literaturen, der Geschlechterforschung, der Germanenideologie und der neuheidnischen Bewegungen. Seit über dreißig Jahren forscht sie zu germanischem Neuheidentum und Ideologiegeschichte und publizierte 2016 die Untersuchung »Norse Revival. Transformations of Germanic Neo-Paganism«. Die Publikation ist als Open Access Version über diesen Link zugänglich.
Jens Balzer, 1969 geboren, ist Schriftsteller und Autor im Feuilleton von DIE ZEIT. Gemeinsam mit Tobi Müller kuratiert er den Popsalon am Deutschen Theater Berlin, er ist künstlerischer Berater des Donaufestival Krems, und er hat zahlreiche Bücher zur Kulturtheorie und Gesellschaftsgeschichte verfasst. Zuletzt erschienen: »Pop. Ein Panorama der Gegenwart« (Rowohlt Berlin 2016), »Pop und Populismus. Über Verantwortung in der Musik« (Edition Körber, Hamburg 2019), »Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er« (Rowohlt Berlin 2019), »High Energy. Die Achtziger – Das pulsierende Jahrzehnt« (Rowohlt Berlin 2021), »Schmalz und Rebellion. Der deutsche Pop und seine Sprache« (Dudenverlag, Berlin 2022), »Ethik der Appropriation« (Matthes & Seitz, Berlin 2022) und »No Limit. Die Neunziger – das Jahrzehnt der Freiheit« (Rowohlt Berlin 2023).
Neopaganism and Ideology in Black and Death Metal
Moderated by author, journalist and music expert Jens Balzer, Reinhard Kopanski (Musikwissenschaft Uni Siegen), Nina Urholt Nielsen (Institute of Social Research Norway), Nikolai Okunew (ZZF Potsdam) as well as Lukas Rösli and Stefanie von Schnurbein (Humboldt University Berlin) will discuss, among other things, which neopagan currents exist inside and outside the metal scene, what they mean and whether the image in this country differs from Northern Europe.
Heavy metal goes to the extreme musically. Opposition to social mainstream as well as the aestheticization of death and the devil, nihilism, and misanthropy have functioned as important subcultural markers of distinction and identification in extreme metal.
Especially in the 1990s, a number of church arsons and acts of violence, nationalist, racist and Nazi sentiments are associated to the so called Second Wave of Black Metal, prominent examples being crimes and statements glorifying violence by some musicians such as the Norwegian Varg Vikernes. The scandals made black metal famous and infamous worldwide, its radical individualism and open opposition to society continue to be attractive not only to youthful rebellion.
The direction of Pagan Metal, also emerging in the 1990s, rejects the Satanic content of Black Metal and turns to pre-Christian content and Germanic neo-paganism. Turning away from Satanism, but coupled with folkish, totalitarian thinking, metal finds an extreme right-wing ideological charge in National Socialist Black Metal NSBM.
This, in turn, is rejected by the majority of the black metal scene, which regards Satanism as an essential typological feature of the genre, which is postulated to be largely apolitical. Moreover, black metal is diametrically opposed to the totalitarianism and anti-individualism of NSBM.
Whether and how »diabolical« and dangerous black and death metal are now, what role neopaganism plays for the subgenres and their ideological potential, you can find out at this panel.
A cooperation of the Nordic Embassies in Berlin with the Department of Northern European Studies at the Humboldt University, Berlin.
Reinhard Kopanski (*1978) studied music, media and political science in Bonn. In 2019, he received his PhD in musicology from the University of Siegen, where he worked as a research assistant at the Chair of Popular Music and Gender Studies from 2014 to 2021. Afterwards, he worked as a research coordinator of the international research project Popular Music and the Rise of Populism in Europe (Volkswagen Foundation, 2019-2022) at the University of Oldenburg. Since August 2022, he has been conducting the research project Musik, Religion und Politik – Konservatismus in der musikalischen Praxis evangelikaler Christ·innen in Rap, Pop und Metal (DFG, 2022-2025) at the University of Siegen. He is an associate member of the Siegen Collaborative Research Center SFB 1472 »Transformationen des Populären« (DFG), Executive Board Member of the International Society for Metal Music Studies, and Board Member of Gesellschaft für Popularmusikforschung (GFPM, Society for Popular Music Research). His main research interests are music and politics/society/religion, »black scene« and (heavy) metal.
As Head of Communications, Nina Urholt Nielsen is responsible for implementing, developing and managing communications initiatives at the Institute of Social Research. She is passionate about knowledge mobilization and the Institute’s contribution to educated democratic engagement. She also manages media relations and is happy to hear from journalists, stakeholders, educators and others interested in our research.
Nikolai Okunew is a historian and research associate at the ZZF in Potsdam. There, he conducts research on media change in East Germany after 1990. In 2021, he published his dissertation entitled »Red Metal. Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR«.
Lukas Rösli is Junior Professor of Scandinavian Medieval Studies at the Institute for Northern European Studies at Humboldt University Berlin. His research interests include the literatures and cultures of medieval and early modern Scandinavia with a decided focus on the construction, reception, and political instrumentalization of the »Vikings,« the Eddic mythology, and the »Germanic« North. In 2020, together with Dr. Nicolas Meylan (University of Lausanne), he published the anthology »Old Norse Myths as Political Ideologies. Critical Studies in the Appropriation of Medieval Narratives.«
Stefanie von Schnurbein is Professor of Modern Scandinavian Literatures at the Institute for Northern European Studies at Humboldt University in Berlin. Her publication and research interests are in the areas of Modern Scandinavian Literatures, gender studies, Germanic ideology, and neo-pagan movements. She has been researching Germanic neo-paganism and the history of ideology for over thirty years and in 2016 published »Norse Revival. Transformations of Germanic Neo-Paganism.« The publication is available as an open access version via this link.
Jens Balzer, born 1969, is a writer and author in the Feuilletton section of DIE ZEIT. Together with Tobi Müller he curates the Popsalon at the Deutsches Theater Berlin, he is artistic advisor of the Donaufestival Krems, and he has written numerous books on cultural theory and social history. Most recently published: »Pop. Ein Panorama der Gegenwart« (Rowohlt Berlin 2016), »Pop und Populismus. Über Verantwortung in der Musik« (Edition Körber, Hamburg 2019), »Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er« (Rowohlt Berlin 2019), »High Energy. Die Achtziger – Das pulsierende Jahrzehnt« (Rowohlt Berlin 2021), »Schmalz und Rebellion. Der deutsche Pop und seine Sprache« (Dudenverlag, Berlin 2022), »Ethik der Appropriation« (Matthes & Seitz, Berlin 2022), and »No Limit. Die Neunziger – das Jahrzehnt der Freiheit« (Rowohlt Berlin 2023).
Im Rahmen des Ausstellung »Der harte Norden – Heavy Metal aus den Nordischen Ländern«.
Das Panel-Gespräch findet in englischer Sprache statt.
The panel discussion will be held in English.
Eintritt frei, Anmeldung über Eventbrite.